»Ocean Comics« - CFP #10

Offener Themenbereich

Das e-Journal CLOSURE wird im Herbst 2023 in seiner zehnten Ausgabe erneut allen Facetten der Comicforschung ein Forum bieten. Von Kultur-, Bild- und Medienwissenschaften bis zu Sozial- oder Naturwissenschaften und darüber hinaus: CLOSURE setzt auf Aufsätze und Rezensionen, die den ›state of the comic‹ verhandeln. Ob Detailanalyse, Comic-Theorie oder innovative Neuansätze – für den offenen Themenbereich begrüßen wir möglichst vielseitige Beiträge aus dem interdisziplinären Forschungsfeld ›Comic‹.  

Schwerpunkt: »Ocean Comics«

Der Themenschwerpunkt der 10. Ausgabe von CLOSURE beschäftigt sich mit dem Meer und seiner vielfältigen Darstellung und Bedeutung im Medium Comic. Das Meer funktionier in der Literatur und der bildenden Kunst immer wieder als Ort der Sehnsucht, aber auch als Bühne großer Abenteuer. Klassische Geschichten von Forscher_innen und Entdecker_innen, von Captain Ahab und seiner Jagd auf Moby-Dick, zu Captain Nemos Reise 20.000 Meilen unter das Meer sind mittlerweile als Comicadaptionen erschienen, aber auch neue Comics verschiedenster Genres nutzen das Meer als Handlungsschauplatz, Metapher, Chronotopos, oder erforschen die ästhetischen, ökonomischen, politischen, historischen oder ökologischen Dimensionen der Ozeane. Als Ursprungsort des Lebens fasziniert das Meer ebenso wie als Quelle von Gefahr und Vernichtung, als Erholungsgebiet genau wie als Schauplatz historischer und gegenwärtiger Schrecken von Flucht und Vertreibung.  Die Tiefsee als Region verborgenen Wissens und unbekannter, monströser Schrecken hat Comiczeichner_innen ebenso inspiriert wie die Zerstörung dieser Ökosysteme durch Klimawandel, Umweltverschmutzung und Ausbeutung mit ihren schwerwiegenden Folgen.

CLOSURE #10 stellt die Frage, über welche spezifischen Darstellungsmittel der Comic verfügt, um sich dem globalen Ozean zu nähern. Dabei geht es nicht nur um einen thematischen Fokus auf wässrige Räume, sondern auch um die Medienökologie graphischen Erzählens und um den Raum, den das Zeichengeflecht des Comics umreißt. Wenn das Meer wie ein »Abgrund der Repräsentierbarkeit« (Blum 2010) erscheint, versprechen die lose zusammenhängenden Formen des Comics einen ganz eigenen Zugang zur scheinbaren Unergründlichkeit: In den Panels zeigt sich ein Ausschnitt des ozeanischen Ganzen, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Es geht uns um den Comic als bewegliches Medium für einen fluiden Raum, um ein Bildsystem für das Ozeansystem – und zugleich um eine transnational adaptierbare Form, die globale Zugänge auf das wässrige Anthropozän erlaubt.
Wir suchen Beiträge, die das ozeanische Wissen des Comics rekonstruieren und dabei sowohl die Metaphorik des Alternativraums ›Meer‹ in den Blick nehmen als auch die Versuche, sich im graphischen Medium der Realität, politischen Aushandlung, materiellen Veränderung und historischen Verfasstheit des Ozeans zu nähern. Die Beiträge in CLOSURE #10 rekonstruieren also nicht nur die Darstellung des Meeres, sondern zielen vielmehr auf comicspezifische Oceanic Studies: Eine Suche nach »Oberflächen, Tiefen und extraterrestrischen Dimensionen planetarischer Ressourcen und Relationen« (Blum 2010) in Panels und Sprechblasen, Bild und Schrift, Diagramm und Cartoon.

Mögliche Themen sind unter anderem:

  • •    das Meer als Grenze für Land & Panel
    •    Wasser und Meer als Naturgewalt
    •    zur Zweidimensionalität des Meeres: visuelle Umformungen in Kartographie und Vermessung
    •    Entdeckungsreisen, Isolation, Hierarchien: Konstruktion des Menschen und der Welt über das Meer
    •    Black Atlantic: Koloniale Vergangenheit und ihre Aufarbeitung
    •    Migration und Flucht über die Ozeane
    •    das Meer als kulturelle Kontaktzone für Wissen und Praktiken
    •    die See und ihre Tiefen als Orte des Nicht-Wissens (und Ort des Versteckens)
    •    Operationsfelder für Marine, Handel und Globalisierung
    •    das Meer als Ort der Abenteuer: Piraten, Entdecker, als (zeitgenössisches) Arbeitsfeld
    •    alte/neue Mythologien: von Poseidon bis ph'nglui mglw'nafh Cthulhu R'lyeh wgah'nagl fhtagn
    •    Monotonie? Wiederholung? Unendlichkeit? – Inszenierung der Ozeane und Eiswüsten
    •    Horror aus der Tiefe
    •    (Lebens-)Raum Ozean: Ursprung, Utopie & Dystopie
    •    Verhandlung von Zeit und Erinnerung anhand des Meeres im Comic

Bitte senden Sie Ihr Abstract zum offenen Themenbereich oder zum Schwerpunkt »Ocean Comics« (max. 3000 Zeichen inkl. Leerzeichen) sowie eine kurze bio-bibliographische Angabe bis zum 15. Januar 2023 an: closure@email.uni-kiel.de. Die fertigen Beiträge (35.000-50.000 Zeichen inkl. Leerzeichen) werden bis zum 01. Juni 2023 erwartet.